Berührt vom Schicksal der vielen Menschen auf der Flucht trafen wir uns regelmäßig in kleiner Runde und überlegten, wie wir hier vor Ort hilfreich handeln könnten. Dass viele geflüchtete Menschen auch zu uns nach Duisburg kommen würden, war damals schon deutlich abzusehen. Am Ende waren es knapp 7.000 Menschen aus verschiedenen Nationen, die in unserer Stadt Zuflucht gefunden haben.
Miteinander sprechen und sich ausdrücken zu können ist schon für Reisende und Urlauber wichtig. Wie viel mehr für Menschen, die in ein fremdes Land kommen, um dort Schutz vor Krieg, Terror und Verfolgung zu finden! In Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erarbeiteten wir eine Liste von Büchern, die zum selbständigen Lernen und zur ersten Verständigung geeignet sind. Wir organisierten Regale, starteten Spendenaufrufe und sammelten diese Bücher in verschiedenen Sprachen an einigen Stellen der Stadt, um sie geflüchteten Menschen weitergeben zu können.
Im Dezember 2015 wurde in Kooperation von Kirchengemeinden und freien Initiativen in Duisburg-Neudorf eine existierende Kleiderkammer massiv ausgebaut, um in unmittelbarer Nähe zur größten städtischen Gemeinschaftsunterkunft erste materielle Hilfe leisten zu können. Warteschlangen sind nicht schön, schon gar nicht im Winter. An vier Tagen pro Woche organisierten und betreuten wir einen Stand mit Kaffee, Tee und Gebäck und kamen dadurch mit vielen neuen Nachbarn in Kontakt.
Am Rande eines spontanen Wintergrillens an der Kleiderkammer und eines gemeinsamen Abend mit Helfern und Geflüchteten im Januar 2016 waren es zwei Syrer - Muhammed und Azad - die den Wunsch äußerten, mehr über unser Land, seine Sitten und Gebräuche kennen zu lernen. Gerne nahmen wir diesen Gedanken auf und veranstalteten ab Februar wöchentliche Treffen des „kulturellen Austauschs“, bei denen es um Themen wie Politik, Recht, Verhaltensweisen, Sport, Gesundheit und Freizeitgestaltung ging. In zwei Sprachgruppen (Arabisch und Farsi) konnten wir bis zu 35 Interessierte zu diesen Treffen begrüßen, die bis Anfang 2017 stattfanden.
In Duisburg wurden etwa die Hälfte der hier lebenden Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber in Wohnungen untergebracht, sofern sie als Familie gekommen waren. In Wohnquartieren, in denen ausreichend Leerstände vorhanden waren, aber auch viele andere Menschen schon seit längerem leben, wird die Frage nach dem „wie“ einer beginnenden Integration sehr konkret.
Auf ein Signal der Stadtverwaltung hin starteten wir im Juli 2016 das Projekt „Integrationstreff“ in einem zentral gelegenen Wohnquartier, in dem etwa 1.400 Menschen leben, davon knapp 300 Geflüchtete. Unser „Beratungscafe“ wurde von Beginn an durch das Kommunale Integrationszentrum und das Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Duisburg unterstützt und erhält Fördergelder der Landesregierung NRW.
Es findet in einer eigens zur Verfügung gestellten Wohnung im Quartier statt und wird ergänzt durch Spielangebote für Kinder und Jugendliche, die vom BDKJ-Stadtverband Duisburg als Kooperationspartner dort angeboten werden.
Im Sommer 2016 war klar, dass wir mit unseren mittlerweile 15 freiwilligen Mitarbeitern - darunter auch Geflüchtete - Freude an der Arbeit haben, täglich etwas bewirken können und länger aktiv bleiben wollen. Es stellte sich die Frage nach einer Struktur. Das Ergebnis war unsere Vereinsgründung. Seit August 2016 gibt es nun den „PUSH e.V:“ als Verein für Flüchtlingshilfe und Integration. Wichtig ist uns: unsere Angebote richten sich nicht nur an Geflüchtete, sondern auch an alle anderen Menschen, mit denen wir bei unserer Arbeit in Kontakt kommen.
Aus den Angeboten des „kulturellen Austauschs“ hat sich ergeben, dass wir regelmäßig gemeinsame Unternehmungen anbieten, die Erfahrungswissen vermitteln oder auch einfach nur Freude machen dürfen. Besuche von Museen, dem Landtag in Düsseldorf, Eislaufen, Geocaching, Ausflug mit Picknick im Wald oder Paddeln auf den Duisburger Seen: hier gibt es viele Möglichkeiten. Unser Motto dabei: „Zeit teilen, sich besser kennen lernen und gemeinsam weiter gehen.“ Geplant und organisiert werden muss so etwas natürlich auch. Wir bieten etwa alle sechs Wochen ein solches „Event“ an.
In Kooperation mit der Katholischen Stadtkirche waren wir im Jahr 2017 in einem weiteren Projekt in einem sehr großen Wohnquartier im Duisburger Norden tätig. Während Angebote für Kinder und Jugendliche sowie Beratungen dort von professionellen Akteuren durchgeführt wurden, setzten wir Akzente im Bereich Begegnung. Jede Woche sorgten wir für eine Feuerstelle, grillten gemeinsam mit den Menschen aus der Nachbarschaft und haben insbesondere ältere Jugendliche über das Thema Sport und Freizeit miteinander in
Verbindung gebracht. Parcours, Klettern oder Fußball: Sport bringt Menschen zusammen und vermittelt Spaß, Fitness und Selbstdisziplin. Aspekte, die der Integration dienen und für Jugendlichen ganz allgemein hilfreich sein können.
Am selben Standort haben wir im Jahr 21018 ein Upcycling-Projekt begonnen, bei dem es um Lernen und Integration durch gemeinsames Arbeiten geht. Aus gebrauchten Materialien, Paletten, Holz und anderen Werkstoffen haben wir einige Möbel geschaffen - und eine Menge andere restauriert. Besonders froh sind wir darüber, dass wir einige Sitzgruppen, die in einer Projektphase im Sommer entstanden sind, an ein Hotel in Düsseldorf liefern durften, wo auch auf unser Projekt aufmerksam gemacht wird.